Kaffeehandel

Kaffee durchläuft, bis er in Ihre Tasse gelangt, einen langen Weg. Auf diesem wollen alle Handelsstufen daran verdienen. Von der reifen Kaffeekirsche am Baum über kleine und große Kooperativen, Kaffeeaufbereiter bis hin zu Händlern, Maklern, Exporteuren und am Ende dem Röster, Einzelhandel und Konsumenten.

Da Kaffee eines der wichtigsten Handelsgüter weltweit ist, haben alle Akteure ein veritables Interesse, an der Wertschöpfungskette mitzuverdienen. Das führt einmal zu sehr guten Kaffeequalitäten im Markt, aber auch zu ganz schlechten, die eigentlich gar nicht mehr in den Handel gehören würden.

Daneben ist Kaffee auch ein gern genommenes Spekulationsgut. Da wird schon mal das zig-fache der jährlichen Kaffeemenge an der Börse gehandelt. Der so erzielte Preis hat eigentlich sehr wenig mit den wahren Erstehungskosten des Kaffees zu tun. Die wichtigsten Kaffeebörsen befinden sich in London und New York. Die Bedeutung dieser Warentermingeschäfte verdeutlichen 2 Zahlen aus dem Jahr 2003. Weltweit wurden an den Börsen etwa 2 Milliarden Sack Papierkaffee gehandelt. Das reale Exportvolumen dagegen betrug gerade einmal 87 Millionen Sack, und längst nicht alle davon wurden über die Börsen gehandelt.

Die Kaffeebörse bildet dabei nur einen Basiswert für eine Basisqualität ab. Der Endpreis eines Kaffees wird über Zu- und Abschläge auf diesen Basispreis gebildet, dem sogenannten Differential. Jedoch unterliegt der Kaffeepreis langfristig auf alle Fälle dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Gerade schlechte Ernten, der gestiegene Eigenverbrauch Brasiliens und die stetige Zunahme der neuen Kaffeetrinker in Asien und Indien haben dem Kaffeepreis einen Auftrieb gegeben.

Da der Rohkaffee traditionell in USD gehandelt wird, kann natürlich auch eine Währungsverschiebung gegenüber Euro und anderen wichtigen Währungen den Kaffeepreis nachhaltig beeinflussen.

Die Ermittlung des Preises an der Börse schließt Spezialitäten wie Lagen- oder Plantagenkaffees von vorneherein aus, da sie nicht in den erforderlichen Mengen verfügbar sind. Die Röster hochwertiger Kaffees unterhalten deshalb oft enge direkte Beziehungen zu den Produzenten, um die gewünschten Qualitäten zu bekommen. Die Preisfindung bei diesen Geschäften hat nichts mehr mit den Weltmarktpreisen zu tun.

Auch der Klimawandel wird in Zukunft immer mehr den Kaffeepreis mitbestimmen. Schon seit Jahren wird es immer schwieriger, die Arabicas anzupflanzen, die es eher kühl und feucht mögen als warm und trocken. Die Robustas im Tal benötigen mehr Bewässerung und dies führt zwangsläufig dazu, dass der Kaffeeanbau immer kostenintensiver wird, was sich langfristig im Preis bemerkbar machen muss.

Ein Ausweg für viele Röster ist der direkte Kontakt zu den Kaffeebauern bzw. den Genossenschaften einer Region. Hier werden langfristige Handelsbeziehungen gepflegt, deren Währung mehr das Vertrauen und die Kontinuität ist als das schnelle Geld. Im Kampf um die besten Rohkaffees ist ein direkter Kontakt zum Kaffeefarmer essentiell. Denn schnell sind die besten Chargen vergriffen und man muss wieder ein Jahr bis zur nächsten Ernte warten. Der Single-Origin Trend im Kaffeemarkt hat dieser 1:1 Beziehung auch einen weiteren Auftrieb gegeben, denn hier wird ja auf manchen Kaffeeverpackungen genau die Bohnenherkunft und sogar das Lot usw. beschrieben. Da kann man nicht mal schnell zu etwas anderem wechseln.